Samstag, 18. Oktober 2014

Hundeerziehung: Zur Futterschüssel greifen

Ich hab irgendwie ein herzliches Verhältnis, zu eher schwierigeren Hunden. Mein voriger Hund Magic war eine starke Persönlichkeit, mein Amarok musste beim Vorbesitzer offenbar hungern und durfte nicht ins Haus und Kit kommt sowieso aus nahezu unglaublichen Verhältnissen, wurde geprügelt, alleine im Zwinger gehalten, hatte mehrfache Besitzerwechsel weil er sich irgendwann zu wehren begann und landete schließlich bei einem drogensüchtigen Obdachlosen, bevor er zu mir kam. Und oft erhalte ich Fragen, wie ich mit den zwei Hunden umgehe. Und wenn sichs ergibt, dass ein Artikel daraus entstehen kann, blogge ich hier in Zukunft ein wenig darüber.

Heute gehts mal um Hunde die ihr Futter verteidigen und um Menschen die finden, dass man Hunden ihr Futter wegnehmen dürfen sollte.


Zunächst mal, ich sehe keinen - wirklich absolut keinen - Grund einem Hund seine Futterschüssel weg zu nehmen, wenn er gerade frisst. Jeder hat das Bedürfnis, sein Essen zu beschützen. Kleine Kinder heulen, wenn ihnen jemand etwas wegnimmt, jeder Erwachsene wäre zurecht empört, wenn einfach jemand im Restaurant seinen Teller nimmt, von dem er gerade essen wollte und auch der Hund kann es - durch Instinkt natürlich noch verstärkt - nicht leiden, wenn ihm jemand sein Futter weg nimmt. Eigentlich völlig logisch, oder? Unverständlicherweise sind trotzdem viele erstaunt, wenns dann doch nicht so einfach ist und der Hund knurrt oder sogar schnappt.

Aber es ist natürlich wichtig hingreifen zu dürfen. Irgendwann könnte der Hund irgendwas im Maul haben, was wirklich gefährlich für ihn ist. Alufolie in welcher Kebab eingewickelt war. Oder gar einen Giftköder. Oder es ist gar nicht seine Futterschüssel. Dann muss man hinfassen dürfen.

Und dann gibts tolle Ratschläge. Der schlimmste davon ist wohl "lass ihn hungern". Dieser Vorschlag ist so niederträchtig und gemein, dass ich ihn gar nicht kommentieren möchte. Foltere den Hund so lange mit Nahrungsentzug, bis er tut was du willst. Gehts noch?

Etwas besser ist jener, dass man den Hund nur aus der Hand füttern sollte. Damit er lernt, dass die Hand beim Futter was gutes ist. Der Vorschlag ist gar nicht so schlecht, wenn auch sehr aufwendig und für mich - die ich mit Rohfleisch füttere - auch sehr ekelig.

Die meisten machen eine wilde Mischung aus hinstellen, wegnehmen, rumschimpfen und irgendwann lernt der Hund, dass Herrchen/Frauchen nun mal launisch ist (einmal wegnehmen, einmal nicht), aber zumindest nicht böse. Funktioniert natürlich auch und in diesem Fall war der Hund der Klügere, der nachgegeben hat.

Dabei ist es ganz einfach. Und damit hab ich noch jeden Hund dazu gebracht, dass ich zur Futterschüssel greifen darf, wann immer ich lustig bin.
Des Geheimnis Lösung ist... Tada! ... dem Hund nichts wegnehmen, sondern etwas dazu geben! Das ist so einfach, dass es schon fast wieder verblüffend ist, was?

Wenn ich meine Hunde "neu" kriege, dann bekommen die zwei mal täglich ihr Futter und fertig. Nach 1-2 Wochen, wenn sie sich mal sicher sind, dass ich zumindest nicht abgrundtief böse bin, gehts los. Hund frisst sein Futter, ich hab ein großes, gut sichtbares, Leckerli oder Futterstück in der Hand und halte es Hündchen vor die Nase. Natürlich ein Leckerli dem er nicht widerstehen kann.

Klarerweise ernte ich erst mal ein Knurren. In dem Moment wo Hund knurrt oder auch nur die Lefzen hoch zieht, halte ich still. Ich nehme das Leckerli nicht weg, ich nähere mich auch nicht weiter. Hund schnüffelt, holt es sich vorsichtig, beäugt mich dabei misstrauisch, nimmt es und kaum hat er es mir aus der Hand genommen, entferne ich mich sofort wieder.

Das wiederhole ich. Nicht bei jeder Mahlzeit, vielleicht bei jeder dritten oder vierten. Spätestens beim dritten mal kriege ich kein Knurren mehr, sondern sofort interessierte Blicke oder Schnüffeln. Dann probiere ich, immer näher mit der Hand zu kommen. Schön langsam, im Laufe der Zeit.

Macht man das in aller Ruhe, kann man das Leckerchen binnen kürzester Zeit einfach von der Seite in die Schüssel schieben, so dass der Hund es einfach mit frisst. Das ist der Moment, wo der Bann im Grunde gebrochen ist. Ab nun darf man zu seiner Futterschüssel greifen. Ihm die Schüssel weg zu nehmen, dazu besteht überhaupt kein Grund und kann man deswegen auch getrost unterlassen. Aber WENN es mal aus irgendeinem Grund nötig sein sollte, dann darf man :)

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